116.
Vor Wahlen bilden die designierten Wahlsieger gern Schattenkabinette.
Was wir aber brauchen sind Lichtkabinette. Oder liegt es daran, dass
es zu wenige Lichtgestalten in der Politik gibt, um mit ihnen ein Kabinett
zu bilden?
117.
Politik soll Zukunft gestalten, doch dazu müsste sie erst einmal
die Barrieren der Gegenwart beiseite räumen.
118.
Wie wollen wir die Herausforderungen der Zukunft bestehen, wenn es uns
nicht einmal gelingt, die der Gegenwart zu bewältigen?
119.
Nur wer mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Gegenwart
steht, kann gefahrlos den ersten Schritt in die Zukunft tun.
120.
Mit jedem Glockenschlag beginnt zugleich eine neue Gegenwart und ebenso
eine neue Vergangenheit. Für die Zukunft gibt es jedoch noch keine
Glockenschläge.
121.
Zukunft kann man sich nicht vorstellen, man muss sie gestalten.
122.
Hoffnungen auf eine bessere Zukunft sind wie Strohhalme, an die sich
ein Ertrinkender versucht zu klammern. Beides führt zum sicheren
Untergang, weil weder Hoffnungen noch Strohhalme eine tragfähige
Grundlage fürs Überleben sind.
123.
Wenn die Gegenwart keine Zukunft mehr hat, löst sich eine Gesellschaft
in Chaos und Anarchie selbst auf. Um das zu verhindern muss genau diese
Gesellschaft aus sich heraus führende Köpfe beauftragen in
der Gegenwart ständig Zukunftsperspektiven zu entwerfen, zu definieren
und um ihre demokratische Legitimation werben. Damit wird bereits die
Gegenwart zur Schicksalsfrage einer Gesellschaft.
124.
Nur wer den gestirnten Himmel über sich und das moralische Gesetz
in sich anerkennt hat eine Chance, vorurteilsfrei eine bessere Zukunft
mit zu gestalten.
125.
Sorgen um die Zukunft sind die ungelösten Probleme der Gegenwart.
126.
Eine Gesellschaft hat keine Zukunft; wenn sie nicht bereits in der Gegenwart
Lichtgestalten für die Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen
findet und von ihrer aktiven Mitwirkung daran überzeugen kann.
127.
Eine Politik, die ständig dem Zeitgeist hinterher läuft, hat
bereits ihre Kraft verloren, die Zukunft zu gestalten.
128.
Zwei Prozent Mehrwertsteuererhöhung sind zwar ein Wechsel auf die
Zukunft, es nicht zu tun jedoch der Konkurs der Gegenwart.
129.
Wer das Gestern und Vorgestern verklärt, ist nicht fähig,
sich auf eine Tradition zu besinnen, die auch morgen noch Bestand hat.
Deshalb bedarf es in der Gegenwart der ständigen Auseinandersetzung
mit der Frage, was traditionsfähig für die Zukunft ist.
130.
Politik soll Zukunft gestalten, tut sie es nicht, verwaltet sie nur
die Gegenwart.
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