Im Stil des Menschen Eugen Roth, weil er vielleicht auch das geschrieben
hätte:
Ein
Mensch, gesund und jung an Jahren,
Will später was vom Leben haben.
So legt bescheiden er zurück,
Vom kargen Lohn doch manches Stück...
Auf der Sonnenseite unseres Gartens
Erwartungen
Ein Mensch, der Unternehmer ist,
Gibt sich – politisch – eine Frist.
Und die beträgt genau vier Jahre,
Um seine Existenz zu wahren.
Das war im Jahr 2005,
Als er zur Wahl, zum Wählen ging.
Heraus kam, Dank und Wählers Lohn,
Die große Ko-a-li-tion.
Der Mensch geht nach dem vierten Jahr,
Erneut zur Wahl und kreuzt sein Ja
Bewusster und geschickter an.
Auf das nicht das geschehen kann,
Was vor vier Jahren ist passiert,
Als sich das Land hat selbst blockiert.
Nun ist die neue Wahl vorbei,
Der Mensch, er fühlt sich wie befreit.
Befreit vom Zwang zum Kompromiss,
Der für ihn keine Lösung ist.
Doch halt, so ist auch nachzudenken,
Wie werden nun die Neuen lenken,
Das Staatsschiff durch die raue See,
Durch Krise, Klima, Portemonnaie.
Und – so der Mensch – wie wird er sein,
Der Kompromiss von Groß und Klein?
Wird in Gesundheit und Finanzen,
Bei Steuern und den Bildungsfransen
Der große Wurf endlich gelingen,
Der Mensch, kann er Vertrauen finden,
In eine neue Politik – ein wenig Unternehmerglück?
So ist auch diesmal wie so oft,
Der Mensch das Wesen, das stets hofft,
Dass alles sich zum Besten wendet
Und nicht erneut im Chaos endet.
Denn diesmal, das ist ihm nun klar,
Wär’ das dann seine letzte Wahl.
Wildgänse
Nasskalt ist der Dezembertag,
So wie der Mensch ihn gar nicht mag.
Und trotzdem nimmt er seinen Setter,
Denn der will raus, bei jedem Wetter.
Der Mensch geht durch die weiten Auen,
Hier kann er seinem Setter trauen,
Dass er nicht jagt das scheue Reh.
Die Luft riecht nach dem ersten Schnee.
Der Mensch blickt plötzlich auf, nach oben,
Von Ferne kommt es angeflogen.
Er hört die Sprache wilder Gänse
Auf ihrem Wege in die Fremde.
So harrt der Mensch für eine Weile,
Den Setter dicht an seiner Seite
Er blickt versunken in die Höhe.
Gedankenschwer ist seine Seele.
Er schaut den Formationen nach,
Die hoch am Himmel nach und nach,
Den eignen Blicken sich entziehen,
Auf ihrem langen Weg nach Süden.
Dorthin wo Wärme sie empfängt,
Wo Nahrung nicht vom Schnee verdrängt,
Wo Platz für Nachwuchs ist vorhanden,
Am See in jenem fernen Lande.
So steht verloren in Gedanken,
Der Mensch in seiner Welt der Schranken,
Denn diese gibt es nicht dort oben,
Wie gerne wär’ er mitgeflogen.
Doch dann erinnert ihn sein Setter,
Dass es im Zweifel immer besser,
Mit seinen Füßen oder Pfoten,
Die rechten Wege auszuloten.
Und das gilt selbst für die Gedanken,
Auch wenn sie nicht an Schranken kranken.
Sie sollten dennoch und mitnichten,
Sich nach den Wirklichkeiten richten.
Ausgebrannt
Ein Mensch, noch jung und unverbraucht,
Beklagt, dass ihn die Arbeit schlaucht.
Von früh bis spät und in der Nacht,
Er für den Arbeitgeber schafft.
Der anerkennt den Einsatz sehr,
Begreift den Arbeitnehmerwert.
Doch leider lässt er es auch zu;
Dem Menschen gönnt er keine Ruh’.
So kommt es, wie es kommen muss,
Aus Arbeitsfreude wird Verdruss.
Und aus Verdruss, man kennt das schon,
Der Mensch brennt aus – Ob sich das lohnt?
Für ihn und seinen Arbeitgeber,
Der nicht erkennt, dass Arbeitnehmer,
Die schöpferischen Pausen brauchen,
Um nicht zu früh sich zu verbrauchen.
Denn was nützt ihm als Arbeitgeber,
Wenn der Erfolg des Arbeitnehmers,
Gefährdet wird für den Betrieb,
Nur weil man nicht die Zeichen sieht.
Drum sei dem Menschen hier geraten,
Als Arbeitgeber nicht zu warten,
Bis depressiv der Mensch geworden;
Denn dafür gibt es keine Orden.